Case: Treevember - Grünes Crowdfunding für eine nachhaltige Zukunft

16-05-2023 | 12:59

Die Initiative The Pollinators hat bei ihrer Herbstkampagne zum ersten Mal Crowdfunding eingesetzt. Über die Kentaa-Plattform gelang es ihnen Spendengelder für 51 Waldgärten zu sammeln. Das Ziel der Crowdfunding-Kampagne? In den Niederlanden und Belgien Bäume in Waldgärten zu pflanzen und die zu registrieren. Zusammen mit Joost van Beek sehen wir uns diese einzigartige Kampagne im Rückblick an.

Die Kampagne in Zahlen
8.710 € an Spendengeldern gesammelt
1.383 Spender*innen
571 Newsletter-Anmeldungen
482 Reaktionen

Crowdfunding vor Ort mit einer zentraler Verwaltung

Treevember ist die Herbstkampagne der Pollinators. Bei der Kampagne dreht sich alles um Waldgärten. Die Organisation gibt während der Aktion Treevember alles, um auf Waldgärten aufmerksam zu machen und ein großes Publikum zu erreichen. 2022 wurde hierfür erstmalig Crowdfunding genutzt. Nicht nur für ein Projekt, sondern für 50 lokale Waldgärten wurde jeweils eine eigene Kampagne ins Leben gerufen. Joost hierzu: „Ein Punkt bei Treevember war, dass wir Waldgärten fördern wollten, um mehr davon zu schaffen und sie aufzuwerten. Das kostet Geld. Mit der Plattform von Kentaa konnten wir den Betreibern der Waldgärten Mittel in die Hand geben. Damit konnten sie Spendengelder für neue Bäume sammeln und die Waldgärten in ihrer Umgebung bekannter machen.“ The Pollinators erstellten auf ihrer Kentaa-Website eine eigene Crowdfunding-Seite für jeden Waldgarten, unter anderem auch, um ihnen Arbeit abzunehmen. Sie kamen den Organisatoren der Waldgärten damit sehr entgegen, damit sie sich mehr auf das Spendensammeln konzentrieren konnten.

Für den Start der Crowdfunding-Kampagne haben sich die Pollinators vorab gut überlegt, was ein realistischer Zielbetrag für die Waldgärten sein könnte. Den Mindestbetrag, den sie anstrebten, war 1.000 €. Das war das Doppelte von dem, was die Waldgärten zusammen von Natuurhuisje (in Deutschland: Naturhäuschen) erhielten. Natuurhuisje war der Matchfunding-Partner in diesem Projekt. „Wir haben uns bewusst dazu entschieden, am Anfang nicht zu hoch zu gehen, um potentielle Spender nicht abzuschrecken.“ Aber zum Glück ist der Zielbetrag für viele Waldgärten im Laufe der Kampagne gestiegen. Das kann man sehr einfach, zu jedem Zeitpunkt selbst auf der Kentaa-Plattform einstellen.

45 Waldgärten konnten ihren Zielbetrag nach oben korrigieren. Von den insgesamt 51 Waldgärten erreichten 24 ihren Zielbetrag oder sogar mehr. 49 erreichten zumindest den Mindestbetrag.

Einen Spitzenstart hinlegen dank Matchfunding des festen Partners

Natuurhuisje, einer der festen Partner der Pollinators, stellte 30.000 € bereit. So konnten die ersten 50 Waldgärten, die eine eigene Crowdfundingaktion hatten, dank Kentaas Matchfunding-Funktion mit 500 € auf dem Spendenzähler beginnen. Das war die Startspende, die Natuurhuisje entrichtet hatte.

Da The Pollinators Matchfunding einsetzten, konnten sie drei positive Auswirkungen auf die Kampagne verzeichnen:

  • Wenn man Matchfunding einsetzt, wie The Pollinators es taten, erscheint statt einer Null im Spendenzähler der erste Spendenbetrag. Das lockt mehr Spender an. Denn am liebsten zeigt man, dass eine Kampagne bereits erfolgreich ist. Null Euro auf einer Crowdfunding-Seite zu sehen, ist nicht sehr ansprechend. 500 €, wie auf der Seite der Waldgärten, allerdings schon!
  • Das motivierte die Waldgärten dazu Spenden einzutreiben. Ein Waldgarten bekam diesen Betrag geschenkt, unter der Bedingung, dass sie selbst 500 € an Spendengeldern eintreiben würden.
  • Mit diesem Matchfunding haben The Pollinators Natuurhuisje auch ein Podium geboten.

Hilfe beim Spenden Sammeln mit Tipps per E-Mail, Toolkits und FAQs

Da die Organisatoren hinter den Waldgärten wenig Erfahrung mit Spendenaktionen hatten, haben The Pollinators alles dafür getan, um sie über die Plattform und mit anderen Mitteln zu unterstützen.

  • Es gab verständliche FAQs zum Crowdfunding für die Waldgärten, die nur für sie sichtbar waren.
  • Außerdem gab es für die Waldgärten ein Toolkit auf der Site, mit dem sie Crowdfunding-Aktionen in den Sozialen Medien teilen konnten.
  • Über das automatisierte E-Mail-Modul der Kentaa-Plattform erhielten die Waldgärten zu bestimmten Zeitpunkten Tipps, wie sie mehr Spendengeldern einsammeln könnten. Diese E-Mails kamen beispielsweise zu dem Zeitpunkt, an dem die Hälfte des Zielbetrags erreicht wurde oder eine Woche vor Kampagnenende. Sowohl der Inhalt der Mails als auch die Bedingungen, unter denen die Mails verschickt werden sollen (x Tage vor der Deadline, x Betrag bzw. x% des Zielbetrags erreicht), können über die Plattform angepasst werden.
  • Die Organisation erstellte für alle Waldgärten die Crowdfundingseiten.

Aber auch andere Dinge packten The Pollinators richtig an.

  • Sie organisierten ein Webinar, bei dem die Waldgärten Fragen zum Thema Crowdfunding stellen konnten und wie diese Art von Spendenaktion zum Erfolg wird.
  • The Pollinators waren auch persönlich ansprechbar, wenn die Teilnehmer*innen beraten werden wollten. Das funktionierte zwar sehr gut, war aber auch recht intensiv.
  • In einer WhatsApp-Gruppe konnten sich die Verantwortlichen der Waldgärten auch gegenseitig helfen.
  • Jeder Waldgarten bekam ein Banner, das vor Ort aufgehängt werden konnte.

Waldgärten, die keinen Erfolg mit dem Crowdfunding hatten, machten Platz für die Waldgärten, die auf einen Platz warteten. Das konnten The Pollinators auch einfach über die Kentaa-Plattform regeln.

Was fanden die Waldgärten eigentlich von der Aktion? „Einige der Organisatoren der Waldgärten fanden es tatsächlich schwierig und aufregend selbst Spendengelder einsammeln zu müssen. Aber sie waren sehr froh darüber, dass es eine übergreifende Initiative gab, die ihnen bei der Anschaffung der Bäume half. Im Großen und Ganzen standen sie allem recht positiv gegenüber."

Kein Kampagnentief dank gut durchdachter Kommunikation

Crowdfunding ist kein Spaziergang. Es ist harte Arbeit und muss gut vorbereitet werden. The Pollinators haben darum bereits im Vorhinein einen guten Plan aufgestellt, Promomaterial erstellt, um den Waldgärten zu helfen, und die Kommunikationsstrategien so geplant, um ein Kampagnentief möglichst auszuschließen. Die Crowdfunding-Kampagne lief über sechs Wochen. Sie startete bereits am 10. Oktober, vor dem Treevember, und endete am 25. November. Der Spendenverlauf einer Crowdfundingaktion lässt sich meist sehr gut mit einer U-Kurve darstellen: Am Anfang gibt es einen Höhepunkt, dann ein Tief in der Mitte, gefolgt von einem weiteren Höhepunkt am Ende der Kampagne. Bei Treevember lies sich zu Beginn auch ein Höhepunkt erkennen, aber danach verlief die Kampagne konstant weiter dank der vielen Aktivitäten und Kommunikationsmomente, wie zum Beispiel Tipps per E-Mails, die The Pollinators geplant hatten. „Und obwohl wir einen Plan hatten, begibt man sich dennoch in unbekannte Gewässer. Aber genau das gefällt uns“, sagt Joost.

Dank Offline-Komponenten konnten Spender*innen in Echtzeit sehen, welchen Impact ihre Spende hat

In der Beschreibung zu den verschiedenen Waldgärten wurden die Kosten für Sträucher und Bäume aufgelistet, sodass Spender*innen einen Eindruck davon hatten, was ihre Spende wirklich bewirken konnte. Im Durchschnitt wurden 42,38 € gespendet. Das lag weiter über der „günstigsten“ Spendenoption. Viele Menschen sind also bereit, etwas für Natur und Umweltschutz zu tun.

Außerdem hatte die Kampagne eine Offline-Komponente. An Bäumen-Pflanz-Tagen in den Waldgärten konnte man die Bäume, die mithilfe des Crowdfunding gekauft wurden, pflanzen. Die Spender*innen wurden dazu ermutigt, sich für diese Aktionstage anzumelden. Das ist sehr clever, weil die Spender*innen so in Echtzeit den Impact ihrer Spende miterleben und Teil der Erfolgsgeschichte werden.

Crowdfunding als fester Bestandteil von Treevember

Auf die Frage hin, ob die Crowdfunding-Kampagne nun erfolgreich verlaufen sei, antwortet Joost positiv. Und damit meint er sicherlich nicht nur die Spenden für die Waldgärten. „Wir merkten auch, dass viele Waldgärten zufrieden waren und, dass im Allgemeinen Waldgärten mehr in den Vordergrund rückten. Viele Menschen sind mit dem Phänomen Waldgarten in Berührung gekommen. Und das ist sehr viel Wert.“

Joost ist mit den 1.300 Spendern auch zufrieden. Davon waren ungefähr ein Drittel neu und von diesen neuen Spendern haben sich ganze 45 % für den Newsletter der Pollinators angemeldet. Mit diesen Spendern können The Pollinators in der Zukunft weiter eine nachhaltige Beziehung aufbauen und sie bei anderen Projekten miteinbinden.

„Wir wollen diese Kampagne eigentlich jedes Jahr machen. Wie genau das dann aussehen soll, wissen wir noch nicht, aber wir möchten auf jeden Fall, dass diese Kampagne ein fester Bestandteil des Treevember wird.“